Vollwärmeschutz nach EnEV


Vollwärmeschutz

Der Altbau bekommt ein neues Kleid - den Vollwärmeschutz. Teilweise sogar mit staatlichen Fördermitteln belegt. Er trägt dazu bei, dass Energiekosten nachhaltig gesenkt werden können und das Eigenheim wieder wohlig warm wird. Der Vollwärmeschutz ist allerdings in seiner Anschaffung sehr kostspielig und wird deshalb nicht von jedermann realisiert. Auch Neubauten werden immer öfters mit einem sinnvollen Vollwärmeschutz verkleidet und im Anschluss erst mit der letzten Putzschicht belegt. Eine fortschrittliche Maßnahme im Zuge ökonomischer und ökologischer Bauvorhaben.

Während auf das Mauerwerk, beim Altbau auf die alten Putzschichten, erstmal Styroporplatten aufgeklebt werden, die das Haus rundum einkleiden, können in den Innenräumen schon mal die Heizkörper herunter gedreht werden. Die Dicke der Platten beginnt bei drei - vier Zentimetern. Empfehlenswert von seiten der Fachhandwerker sind allerdings ab 10 - 12 cm. Im Anschluss kommt eine Gewebematte darauf und zu Oberst die Putzschichten.

Der Vollwärmeschutz ist sehr witterungsbeständig. Allerdings ist er auch nicht gegen alle Wettereinflüsse resistent - z.B. extreme Hagelschäden. Diese würden aber auch bei jedem herkömmlichen Putz Löcher hinterlassen. Das Ausbessern eines Vollwärmeschutzes stellt jedoch kein Problem dar. So dass die Fassade jederzeit zu reparieren ist.

Durchschnittlich spart ein Vollwärmeschutz einige Grad Raumtemperatur ein. D.h., dass weit weniger geheizt werden muss und auf diese Weise Energiekosten gesenkt werden. Öl, Erdgas, Holz wird bei Weitem weniger verbraucht. Die Kosten des Vollwärmeschutzes relativieren sich auf diese Art wieder im Laufe der Zeit. Trotzdem muss bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit Kosten zwischen 15 und 20 Tausend Euro gerechnet werden. Eine immense Summe, wenn man dann noch den Zinssatz für einen Kredit hinzurechnet.

Immer mehr Wohnblöcke allerdings werden mit Vollwärmeschutz versehen, da sich hier die Kosten weitaus schneller amotisieren und den Wohnbaugesellschaften bzw. Vermietern auf Dauer ein finanzieller Vorteil daraus entsteht.


  Temperaturverlauf in einer außen gedämmten Kalksandsteinwand im WDV-System (Wärme-Dämm-Verbund-System = Vollwärmeschutz) (Bildquelle: Wikipedia.de


Bauphysikalischer Aufbau

Wichtig für den Zweck und die Verwendbarkeit eines WDVS ist eine hohe Dämmung und möglichst kein Tauwasserausfall in der Wand. Besonders im Winter sind Wasserdampfdruck und Temperatur innen hoch und außen niedrig, das heißt durch den Wandquerschnitt herrscht ein Gefälle. Bei jeder Temperatur kann die Luft nur eine bestimmte maximale Feuchte aufnehmen - gekennzeichnet durch den Sättigungsdampfdruck, der temperaturabhängig ist (Taupunkttemperatur). Durch den Aufbau der Wand wird sowohl der Verlauf der Temperatur und damit des Sättigungsdampfdrucks als auch der Verlauf des Dampfdrucks vorgegeben. Nur wenn im Wandquerschnitt der Dampfdruck stets unter dem Sättigungsdampfdruck liegt, kommt es nie zum Ausfall von Tauwasser (allerdings lassen die Normen zeitweise einen geringen Ausfall zu).

Bei mehrschichtigen Außenbauteilen wird deshalb die Tauwasserfreiheit grundsätzlich gesichert, wenn die Wärmedämmfähigkeit nach außen hin zunimmt und der Wasserdampfdiffusionswiderstand nach außen hin abnimmt.

Bei umgekehrtem Wandaufbau, d.h. Wärmedämmung innen, kann der Dampfdruck örtlich den Sättigungsdampfdruck erreichen. Da ein Überschreiten nicht möglich ist, fällt die überschüssige Feuchte als Tauwasser aus. Dies kann zu einem kritischen Tauwasserausfall an Stellen führen, wo das anfallende Tauwasser nur schlecht wieder verdunsten kann.

Der Wasserdampfdiffusionswiderstand sollte nach außen hin abnehmen, damit die anfallende Feuchte während der Verdunstungsperiode gut nach außen hin verdunsten kann. Die Hauptursache für Schäden an WDV-Systemen, ist der Ausfall von Tauwasser zwischen der Dämmung und dem Außenputz. Wenn dieses Tauwasser aufgrund des hohen Wasserdampfdiffusionswiderstands des Außenputzes und Anstrichs nicht vollständig verdunstet, kann es zu Abplatzungen durch gefrierendes Wasser und zur allmählichen Durchfeuchtung des Dämmstoffs kommen. Die Folgen sind eine Abnahme des Wärmedämmvermögens und Standsicherheitsprobleme, was einen vollständigen Abriss und Neuaufbau des WDVS zur Folge haben kann.

Um die Gefahr der Algenbildung auf WDV-Systemen zu verringern, sollten am besten Wärmedämmungen mit hoher Wärmespeicherfähigkeit und/oder mineralischen Dickputzen verwendet werden. Dadurch wird erreicht, dass die Außenseiten der Wände möglichst langsam abkühlen. Durch die langsame Nachtabkühlung verringert sich die Zeit, in der die Temperatur der Bauteiloberfläche unter die der Umgebungstemperatur fällt und sich Kondensat auf der Putzoberfläche bilden kann. Algen wachsen je nach Gattung ab einer Feuchte von 70%.

Solange geheizt oder gekühlt wird, hat die Masse der Außenwand keinen Einfluss auf den Heiz- bzw. Kühlenergiebedarf - dieser wird nur vom U-Wert der Wand bestimmt. Gleiches gilt auch für das Innenraumklima. Lediglich der zeitliche Verlauf der Heiz- bzw. Kühlleistung hängt von der Speicherfähigkeit der Wand ab. Anders in Zeiten ohne Heizung oder Kühlung. Je größer die Speicherfähigkeit, um so langsamer beeinflusst das Außenwetter das Innenraumklima: Heiße Außentemperaturen müssen erst die Wand aufheizen, ehe diese ihrerseits den Innenraum aufheizt.


Photos einer Thermokamera

Auf dem folgenden Bildern ist deutlich die FALSCH angebrachte Innendämmung (sie führt nur zur Verschiebung einer Kältebrücke)
und die komplett fehlende Außendämmung zu sehen. Die - roten - Bereiche stellen einen erhöhten Wärmeverlust dar,
die Blauen eine starke "Unterkühlung" und somit einen Tauwasserausfall, welcher im schlimmsten Fall zu Schimmelbildung führen kann.



 
 
 
 
     
 
 
     
 
 
 
 


Aufbau


Das Dämmmaterial (Dämmstoff) wird in Form von Platten oder Lamellen mit Hilfe von Kleber und/oder Dübel (Tellerdübel) auf dem bestehenden Untergrund (zum Beispiel Ziegel, Kalksandstein, Beton, …) befestigt und mit einer Armierungsschicht versehen. Die Armierungsschicht besteht aus einem Armierungsmörtel (Unterputz), in dem ein Armierungsgewebe eingebettet wird. Das Armierungsgewebe ist im oberen Drittel der Armierungsschicht angeordnet. Den Abschluss des Systems bildet ein Außenputz (Oberputz), der je nach Anforderung oder gestalterischen Aspekten noch gestrichen wird.


Geschichte des WDVS


In Berlin wurde 1957 zum ersten Mal ein Wärmedämmverbundsystem eingesetzt. Als Dämmstoff wurde ein Polystyrol-Hartschaum verwendet, der von BASF unter dem Markennamen Styropor® entwickelt wurde. Ab Mitte der sechziger Jahre wurden sie dann zunehmend in größerem Umfang eingesetzt. Als Alternative verwendete man seit 1977 auch die Mineralfaserplatte. Seit ca. 1990 kamen darüber hinaus die unten genannten Dämmstoffe zum Einsatz.


Dämmstoffe für Wärmedämmverbundsysteme


Für den Einsatz im WDVS müssen Dämmstoffe höhere Ansprüche als im Innenausbau erfüllen und daher stehen nur ein Bruchteil der angebotenen Dämmstoffe zur Verfügung. Besonders die nachwachsenden Dämmstoffe sind auf Grund ihrer guten Brennbarkeit und ihres hohen Wasseraufnahmevermögens nur begrenzt geeignet.

anorganische

* Mineralwolle (Stein- und Glaswolle)
* Mineralschaum (Kalziumsilikat-Hydrate)

organische synthetische

* Polystyrol-Hartschaum (PS)
* Polystyrolpartikel-Schaum (EPS)
* Polystyrolextruder- Schaum (XPS)

* Polyurethan-Hartschaum (PUR)
* Vakuumdämmplatten (VIP)

natürliche

* Holzfaser
* Kork
* Hanf
* Schilf
















Quelle Vollwärmeschutz: Wikipedia.de


(C) 2006 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken